Ob ich Paris für Veganer empfehlen würde? Ja, absolut.

Paris ist zwar nicht gerade eine grüne Stadt (obwohl das sicher gern behauptet wird), aber in Punkto vegan – und auch glutenfrei kann sich die Stadt der Liebe sehen lassen. Im Vergleich mit Berlin schneidet Paris da nicht schlechter ab.

Beim „Wer ist grüner?“ Vergleich hat Berlin die Nase allerdings um Längen, ach was, sehr viele Längen voraus. Doch, wirklich viele Längen.

Nun zurück zum Essen, welches ja auch sehr wichtig ist. Da ich, was Essen angeht sensibel bin, wollte ich mich bei unserem Kurztrip nicht darauf verlassen, in einer großen Stadt zufällig vor etwas Passendem zu landen. Ich wollte einfach gut und gesund essen. Und vor allem halbwegs pünktlich. 

Und so investierte ich schon zu Hause etwas Zeit, suchte und verglich im Internet, las Bewertungen und Speisekarten, und schaute wo sich die Leckereien befanden. So lernte ich schon einmal ganz nebenbei die Stadt kennen – zumindest auf der Karte. Paris war mir vorher eher unbekannt, und so bekam ich schon ein Gefühl für die Schöne – und fand Auftank-Oasen in dem Getümmel. 

Los ging es dann in Berlin mit dem Zug, mit Zwischenstopp in Frankfurt/Main. Eigentlich nur kurz zum umsteigen, aber es gab Probleme bei der Bahn, und so bekamen wir 2,5 h Zeit in Frankfurt extra dazu. Die Gegend um den Bahnhof ist nicht gerade eine Wohlfühlgegend, wir hatten aber Glück und fanden ganz in der Nähe das „Vevay“.

Es ist schön klar eingerichtet und das Angebot ist sehr gut, von Suppe bis Kuchen. Vielleicht einen Tick zu teuer und dafür wenig gehaltvoll – d.h. die Suppe war dünn, und der Smoothie noch dünner. In Berlin sind wir unsere eigenen Kreationen oder die aus „The Juicery“ gewohnt, und deswegen vielleicht etwas verwöhnt.

 

Erster Abend – Tag 1 in Paris

Unsere Unterkunft in Paris hatten wir in Montmartre gebucht, in einer kleinen Zwei-Zimmerwohnung einer jungen Schauspielerin – die sich diese eher unrenovierte aber charmante Dachgeschosswohnung mit mehreren Jobs und Vermietung ihres Schlafzimmers finanzierte. Wir kamen am frühen Abend an und schlenderten dort in der Gegend herum, und fanden spontan im „Restaurant Marcel“ einen Platz.

Es ist ein sehr gelungenes Restaurant „für alle“, und die Speisen waren gut und frisch gemacht. Ich hatte eine „Green Bowl“ mit Falafel.

In mein Notizbuch schrieb ich dazu: 
„Bißchen Grün und drei Falafel, 17!!! Euro“.

Anders ausgedrückt, so ganz satt war ich danach nicht. Aber trotzdem froh über die Anständigkeit dieses Essens, das wir so ganz spontan fanden.

 

Tag 2 in Paris

Am nächsten Tag pausierten wir im „Wild & the Moon Opera“, das sehr zentral liegt und ganztags geöffnet hat.
Es ist gut, die jeweiligen Öffnungszeiten vorher in Erfahrung zu bringen, um nicht vor verschlossenen Türen zu stehen (mit leerem Magen).

Das Wild & the Moon Opera kann ich wirklich empfehlen. Obwohl wir an diesem Tag fast 1 h auf unser Essen warten mussten. Das war unangenehm, weil wir großen Hunger hatten. Die Angestellten wechselten sich da gerade mit der Pause ab, und irgendwie rutschten wir da durch. Wir konnten das aufklären und ich ging mit einem Matcha Latte aufs Haus dort raus. 

Das Café liegt in einer kleinen ruhigen Seitenstraße und ist modern und hell eingerichtet, zum wohl fühlen. Das Angebot: es gibt dort alles, was das Veganerherz höher schlagen lässt: Warmes, Kaltes, Smoothies, Bowls, Rohkostgerichte, Desserts, Säfte, Kuchen. Es war lecker, und das Preis-Leistungsverhältnis ist okay. Zeitlich schafften wir es nicht noch einmal dorthin, aber da würde ich wieder hingehen. Hier geht es zum Menü, mit Raw Chocolate Pudding, Coco Macaron, Moon Rolls, Sproutet Buckwheat Granola und vielem mehr: http://wildandthemoon.fr/menu/
Übrigens gibt es mehrere Filialen in Paris.

Abends hatten wir im „Soya“ reserviert (eine Reservierung ist empfehlenswert).

Es ist in einer Seitenstraße in der Nähe vom Canal Saint-Martin, und so nutzten wir die Gelegenheit, und schlenderten dort noch nach dem Essen entlang. Mir gefiel es am Canal Saint-Martin nicht, ungemütlich und laut trifft es wohl. Auch die Gegend, wo das Soya ist, ist nicht schick (aber interessant). Doch das Soya lohnt sich, vor allem lernten wir so auch sehr unterschiedliche Ansichten von Paris kennen, jenseits der Postkarten.

Die Räume des Restaurants waren früher eine Werkstatt. Die Küche ist offen und bio. Es gibt vegane Gerichte, und auch glutenfreies. Die Atmosphäre ist angenehm und sehr entspannt, unter den Gästen waren viele Franzosen.

Tag 3 in Paris

Bevor wir am nächsten Tag weiter Paris erkundeten, wollten wir uns am Vormittag erst einmal stärken, und steuerten das Café „Helmut Newcake (La Madeleine)“ an. In mein Notizbuch schrieb ich: „Der Knaller!“ Dazu gleich mehr.

Helmut Newcake Filialen gibt es zwei in Paris, wir hatten uns für „La Madeleine“ entschieden, weil wir die Kirche anschauen wollten. Das taten wir auch. Der Verkehr vor der Kirche war wohl typisch Paris – voll und verstopft, stinkend und hupend. Fasziniert beobachteten wir ein paar Momente das Spektakel. Um dann in eine wunderbar ruhige, hübsche Seitenstraße einzutauchen, wahrlich eine Oase in Paris. Die Sonne schien, und wir fanden einen herrlichen Platz vor dem Café. Glück gehabt, denn es gibt nur wenige Plätze, und als Info: leider keine Toilette. 

Wer sich glutenfrei ernährt und befürchtet, er drückt sich an den Scheiben der Patisserien nur die Nase platt, dem kann ich sagen: Keine Sorge, es gibt Helmut Newcake.

Ja, bei Helmut Newcake gibt es die typischen, französischen, süßen Köstlichkeiten: z.B. Eclairs, kleine Törtchen, Schokocroissants, Macarons natürlich, und Brötchen.

Kleine, helle Brötchen die mir gleich das Gefühl gaben, also wenn ich so eins in der Tasche habe (besser zwei) ist der Tag gelaufen. Und zwar gut. Oder besser, wenn ich eins gegessen habe, direkt im Café, und dann noch eins oder zwei in der Tasche habe. Da kann nix schief gehen. Sie waren einfach so lecker, schon pur ein Genuss. Geschmack und Konsistenz habe ich noch ganz genau in Erinnerung. 

Das Gebäck und die Törtchen sind dort kleiner, feiner als in normalen Patisserien. Das trübt das Ganze keineswegs, im Gegenteil. 

Dort würde ich nicht nur noch einmal hingehen wollen, wenn ich mal wieder in Paris sein sollte, sondern müssen. Dort hatte ich, was Cafés in Paris betrifft, meine persönlichen Highlight Momente. Ich fühlte mich rund herum wohl und entspannt. 

 

Unsere nächste Pause verbrachten wir im “Noglu Café”. Es liegt nicht allzu weit von Saint-Germain-des-Prés entfernt. In Paris gibt es drei Filialen, wir waren in der Rue de Grenelle. Die Produkte sind glutenfrei, wir probierten Avocadotoast und Carrot Cake. Es war insgesamt nicht so der Hit dort (Atmosphäre, Bedienung, Angebot), zumindest aber „geschmacklich okay“, wie ich mir notierte. Nachdem wir zur Schließzeit noch schnell durch den Jardin du Luxembourg liefen, machten wir uns von dort aus auf den Fussweg zur Rue Daguerre. Unser Ziel zum Abendessen war das „RawCakes“.

 

Zwar auch eher nicht französische Küche (was die sorgfältige Zubereitung und die Qualität betrifft, dann wieder doch), aber das RawCakes winkte mir schon zu, als ich noch zu Hause war. Und das nicht ohne Grund, denn schon der Gang durch die Rue Daguerre lohnt sich. Eine Einkaufsstraße mit vielen Lebensmittelgeschäften und Restaurants: ich war froh, dass wir schon wussten, wo wir essen wollten. Diese Straße zeigte uns ein Paris, das wir sonst wohl nicht gesehen hätten. Nicht Tourismus überlaufen, eher entspannt kleinstädtisch, wo die Anwohner sich mit Obst und Gemüse und anderen Leckereien versorgen können. Hier und da schlenderte eine Katze gemütlich durch „ihre Straße“.

Die Atmosphäre dort war sehr entspannt und freundlich, wozu auch der sympathische Kellner (oder Eigentümer?) beitrug. Ich erfreute mich an einem frischen Saft, einem großen Salat mit rohem Grünkohl, gebratenem Kürbis und Reis – und zum Nachtisch gönnte ich mir noch einen Raw Cake. Es war einfach rundherum gelungen und wir fühlten uns wohl und gut genährt, dort am Abend, draußen sitzend bei milden Temperaturen.

Ohne Zucker+vegan+glutenfrei+Paris ———> RawCakes 

 

Tag 4 in Paris

Am nächsten Tag bummelte ich durch ein paar Second Hand Shops und hatte das „Cloud Cakes“ auf meinem Pausenprogramm. Ich bestellte eine kleine Tagessuppe (okay), einen Matcha Latte (okay) und ein Kürbis-Tartelette mit Cloud (sehr gut!). Es war gut besucht, und die Atmosphäre war nett. Es ist ein veganes Café, aber nicht komplett glutenfrei. Ich würde wieder hingehen, dann aber, um zwei von diesen köstlichen Cloud Cakes zu essen.

Für unser letztes Abendessen in Paris entschieden wir uns für „Janine loves sunday“. Ja, Sonntage lieben wir auch. Aber diese Brasserie nicht. Die Bewertungen waren sehr gut. Auch war es voll dort. Es war schon spät, wir waren sehr viel gelaufen, der Hunger war groß. Mein Gefühl war eher, dass es uns dort nicht gefallen wird, aber wie gesagt, Hunger ist Hunger, und dann auch noch k.o. in einer fremden Stadt – wir gingen hinein, um einfach nicht umzufallen. Die Pizza war vegan und schien ganz okay, nur leider nicht glutenfrei. Die gesamte Karte schien irgendwie eine wilde, zusammenhanglose Mischung zu sein. Ich entscheid mich schnell für etwas, wo nix schief gehen kann, wie ich dachte: einen kleinen Salat und Pommes (hausgemacht). Beides war einfach nur welk. Ich hatte solchen Hunger, dass ich es essen musste. Normalerweise würde ich auch etwas sagen, aber es ging nicht an diesem Abend. Und so machten wir, dass wir fertig wurden und raus kamen. Die Bewertungen sind mir unverständlich, auch, wieso Leute dort saßen und scheinbar ein gutes Essen hatten. 

Dennoch haben wir die Erfahrung gemacht, dass Paris kulinarisch auch für Veganer eine Reise wert ist.

Und hier kommt ihr zu meiner Rezepteseite: https://melanieackermann.de/haute-cuisine/

 

Text und Bilder © Melanie Ackermann
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